Debstedter Konzept

Das Debstedter Konzept nach Dr. Dreiss in Worte gefasst von Dr. Ringleff

Auf den Patienten zugehen.

Sich selbst dabei zurücknehmen.

Keine Eitelkeiten aufkommen lassen.

Bei Problemen keine Schuldzuweisungen und Unterstellungen.

Kein Fahrplan mit Picknickpausen, und keine Garantie fürs Gelingen der Party.

EINE LEHRE, DIE DAS TÄGLICHE LEBEN NICHT EINBEZIEHT, IST NICHT DIE WAHRE LEHRE.

(GENRO, 1873 in Kyoto, zit. nach BEHREND)

 

Ein in sechs Jahrzehnten erworbenes Fachwissen mit bewegungsgestörten und behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bildet die Grundlage für das Debstedter Konzept. Die Begleitung der Behinderten erfolgt durchgängig von der Wiege bis ins Greisenalter. In einer Zusammen- arbeit der Ärzte, Therapeuten, Pflegepersonal, Orthopädietechnikern und Angehörigen wird ganzheitlich die Gegenwart und die Zukunft erfasst. Hierbei werden die Lebensumstände und zukünftige Folgen für eine adäquate medizinische Versorgung ebenso bedacht wie entsprechende Operationen und Hilfsmittelversorgungen.

Das Debstedter Konzept ist eine Behandlungsform zur Therapie von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Bewegungsstörungen und Behinderungen. Dieses Konzept beruht auf einem in sechs Jahrzehnten erworbenen Fachwissen und beinhaltet eine individuelle Therapie unter Einbeziehung des Patienten, der Angehörigen und allen, die um den Betroffenen Sorge tragen. Dazu kann bei Bedarf Physio— und Ergotherapie, die Anfertigung von Hilfsmitteln, die der jeweiligen Beeinträchtigung entsprechen, die Behandlung mit Botulinum—Toxin und das gesamte Spektrum notwendiger Operationen gehören.

Neben der Kinder- und Neuroorthopädie III – jetzt STATION 1B – in der Seepark Klinik werden auch Behindertenwohnheime, Kindergärten, Werk-stätten, Schule und Internat betreut. Diese umfassende Betreuung ermöglicht es vorausschauend und kostenreduzierend zu handeln. Körperangepasste Hilfsmittel werden nicht nur beim Orthopädietechniker in Auftrag gegeben, sondern auch nach Fertigstellung in regelmäßigen Abständen auf Funktions- und Passgenauigkeit von Ärzten kontrolliert.

Als Ziel steht die Verbesserung der jetzigen und zukünftigen Lebensqualität der Betroffenen an erster Stelle. Dass dadurch auch das Lebensumfeld des Behinderten eine Verbesserung der Lebensqualität erfährt, ist ein zusätz- licher Faktor, welcher die Gesamtsituation des Betroffenen verbessert und zu Einsparungen für die Kostenträger führt.

Das medizinische Behandlungsprinzip zielt auf den Erhalt und die Verbesserung der Mobilität, der Selbstständigkeit, der Wahrnehmung und der Kommunikation, auf die Linderung von Schmerzen und auf die Vermeidung oder Minimierung von Spätfolgen und Begleiterkrankungen. Die medizinischen Behandlungsmethoden sind frei in der Wahl ihrer Mittel, da sämtliche Verfahren der modernen Medizin wie alle Arten der Operationen, Behandlungen mit Botulinum-Toxin, viele physio- und ergo-therapeutische Techniken und alle Arten der Hilfsmittelversorgung zur Verfügung stehen.

Aufgrund der Einmaligkeit dieses Konzepts ist die Existenz immer wieder durch Umstrukturierungen im Gesundheitssystem gefährdet. Aus diesem Grund hat sich am Samstag den 21.10.2006 ein Förderverein mit dem Namen FRED gegründet.

Die Zielsetzungen des Vereins sind:

  1. Unterstützung zum Erhalt und Weiterentwicklung der Orthopädie III, Klinik für Kinder- und Neuroorthopädie, Seepark-Klinik Langen-Debstedt.
  2. Förderung der sozialen, schulischen und beruflichen Integration von Menschen mit Bewegungsstörungen und Behinderungen in die Gesellschaft im Rahmen des Debstedter Konzeptes.
  3. Regelmäßige Veranstaltungen für Mitglieder und Nicht-Mitglieder zur Fortbildung, zum Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung.
  4. Öffentlichkeitsarbeit zur Information über die Arbeit der Orthopädie III, zur Aufklärung über neuroorthopädische Behandlungsmöglich- keiten und zur Information über die Situation von Menschen mit Be-wegungsstörungen und Behinderungen in unserer Gesellschaft.
  5. Durchführung von Projekten zur Verbesserung der Arbeit der Orthopädie III mit Aufbringung von Spendenmitteln.
  6. Fortbildung und Beratung von Patienten, Eltern, Angehörigen, Betreuern, Ärzten, Therapeuten, Pflegepersonal und Orthopädie- technikern.
  7. Unterstützung wissenschaftlicher Studien zur Überprüfung der Wirk-samkeit medizinischer, insbesondere neuroorthopädischer Therapien.
  8. Zusammenarbeit, Koordination und Kooperation mit Institutionen, Vereinen, Verbänden und Gemeinschaften, die Menschen mit Bewegungsstörungen und Behinderungen behandeln, betreuen und beraten.

Werden Sie auch Mitglied in unserem Förderverein und helfen Sie mit, diese Ziele zu verwirklichen. In einer Zeit, in der sich die Gesundheitspolitik nur an Zahlen und nicht an den Menschen misst, brauchen wir die Kinder- und Neuroorthopädie III der Seepark-Klinik in Langen-Debstedt. Viele traurige Beispiele belegen, dass es jeden treffen kann, einmal auf dieses „Debstedter Konzept“ angewiesen zu sein.

Eine wichtige Säule des Debstedter Konzeptes ist die Einbeziehung von Wahrnehmung in alle Arten der Behandlung als Erweiterung einer unzureichenden rein biomechanischen Sichtweise von Bewegungsstörungen. So können z.B. Hilfsmittel nicht nur durch äußeres Stützen (z.B. Schienen/Orthesen), sondern auch durch die Vermittlung von Sicherheit zur Tonusregulation und damit funktionsverbessernd wirken.

Neben der medizinischen Betreuung ist die sozialmedizinische Betreuung von großer Bedeutung. Jede Lebensphase findet entsprechend ihrer speziellen Bedürfnisse im individuellen Therapiekonzept Berücksichtigung. Optimal ermöglicht wird diese Betreuung durch die Funktion des Landesarztes für Körperbehinderte des Landes Niedersachsen. Wir möchten dabei helfen, den richtigen Kindergarten, die richtige Schule und einen entsprechenden Beruf zu finden.  Wir können Sie bezüglich aller Spezialisten und Einrichtungen beraten, die Menschen mit Behinderungen betreuen und mit denen wir ein ausgedehntes Netzwerk bilden.

Das Ziel des Debstedter Konzepts ist, durch eine vorausschauende, optimale Behandlung unter Einbeziehung aller medizinischen und therapeutischen Möglichkeiten dem Betroffenen auch für die langfristige Zukunft ein Leben mit höchstmöglicher Entwicklung und Lebensqualität mitten in der Gesellschaft zu ermöglichen.

Verfasst: 2006